Gertrud Erbler, HEIDERMÜHLENHANNA
Ein Frauenschicksal
Johanna Heider aus Embach (Pinzgau), die Tochter des Sägemühlenbesitzers Maximilian Heider, ist eine Rebellin. Mit scharfem Blick erkennt sie die Ungerechtigkeiten der gesellschaftlichen Strukturen ihrer Zeit und möchte am liebsten ausbrechen. Doch ihr Vater hat einen mindestens ebenso harten Schädel wie sie selbst, er bildet die erste hohe Hürde in ihrem beständigen Kampf für die Rechte und die Freiheit(en) von Frauen und anderen geringgeachteten Mitmenschen. So ist sie beispielsweise die große Chance und Hoffnung ihres Bruders Josef, der als „Behinderter“ von allen zurückgesetzt wird, aber über ungewöhnliche Talente und Fähigkeiten verfügt. Doch die allgemein so starke Hanna hat auch Schattenseiten, mit denen sie sich selbst vor nicht leicht zu bewältigende Lebensherausforderungen stellt.
Die Wienerin Gertrud Erbler zeichnet in der vorliegenden Romanbiografie mit teilweise recht einfühlender Akribie den schweren und gleichzeitig segensreichen Weg ihrer Großmutter nach, die, obwohl aus begüterter Familie stammend, die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges und der kargen Zeiten danach hautnah zu spüren bekam, dabei aber dennoch ihr Leben zu genießen wusste und im Lauf der Jahre zwölf Kindern das Leben schenkte. Der Leser, der zunächst von der spannenden Handlung der Familiengeschichte gepackt wird, erfährt gleichzeitig viele Details zu Bräuchen und Traditionen und vor allem über die politische und gesellschaftliche Entwicklung Österreichs während der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts bis unmittelbar vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Gelegentliche Parallelen zur heutigen Zeit drängen sich zuweilen förmlich auf. Somit stellt die HEIDERMÜHLENHANNA unbedingt mehr als nur eine spannende Lektüre für Zeitreisenliebhaber dar und sei deutschen Lesern wärmstens empfohlen, während sie für Österreicher fast schon ein Muss ist.
Edition scribere & legere, ISBN 978-3-949143-14-4, 548 S. Hardcover m. Schutzumschlag